Seit dem Ausbruch von Covid-19 Ende 2019 in China hat Zukunft Hochkonjunktur – viel wird über Disruptionen und Dystopien, alternative Szenarien und Erwartbarkeiten diskutiert, insbesondere über den Verlauf der Pandemie und der gesellschaftlichen wie auch wirtschaftlichen Folgen. Wir wurden oder sind konfrontiert mit Ausgangsbeschränkungen und Mundschutzpflicht, Kurzarbeit und Entlassungen, einem gesamtgesellschaftlichen Lockdown mit wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen, einem noch nie dagewesenen Einbruch des Ölpreises, Insolvenzrealitäten für global agierende Groß-Konzerne und noch nicht absehbaren sozio-psychologischen gesamtgesellschaftlichen Folgen. Daneben stehen neue Hoffnungen, zum Beispiel auf die Stärke der vielen solidarischen Bottom-up-Projekte, auf die Möglichkeit einer verstärkten Wahrnehmung langfristiger Risiken (wie denen des Klimawandels) und einer entsprechenden sozial-ökologischen Neuausrichtung. Viele Grundfragen stellen sich neu oder in neuer Schärfe.
Vor diesem Hintergrund arbeitet das Millennium Project, ein internationaler Non-Profit Think Tank zu Zukunftsfragen, aktuell an verschiedenen Szenarien zu Post-COVID-19-Zukünften. Bereits zuvor hat das Projekt mit seiner Studie „Future Work / Tech 2050“ globale Szenarien veröffentlicht, in deren Fokus der Wandel der Arbeitswelt steht. Und nicht nur wegen des nun erlebten plötzlichen, für viele überraschend möglichen Sprungs in Home Offices und in virtuelle Kollaboration, stellt sich angesichts der aktuellen Lage auch die Frage danach, wie die Zukunft der Arbeit langfristig aussehen könnte, in neuer Brisanz.
Daher widmet sich der German Node des Millennium Project in dem hier vorliegenden Paper der Frage, wie wir aus heutiger Perspektive auf diese Szenarien globaler Arbeitswelten 2050 blicken. Versammelt sind darin Perspektiven der Mitglieder des Node (und von zwei Gastautoren aus dem Umfeld), die ihre Sicht auf einzelne Themen der ursprünglichen Szenarien teilen. Sie tun dies in Form kurzer Schlaglichter auf die generelle Relevanz des Themas und auf den Einfluss der Pandemie, und mit einem kurzen persönlichen „O-Ton“ bzw. Statement. Zugeordnet wurden ihnen die Themen (die ursprünglich aus der zugrundeliegenden Szenario-Studie stammen) im Zufallsverfahren; die Themenwahl stellt also keine Priorisierung dar, ebenso wie das Paper keinen umfassenden Blick auf Arbeitszukünfte 2050 liefern kann.
So sollten die hier versammelten Einschätzungen also nicht als abschließende Bewertung, sondern als Reflektions- und Diskussions-Grundlage verstanden werden. Wir möchten damit einen Beitrag zum aktuellen Diskurs um Zukunftsperspektiven leisten – denn diese sollten aus unserer Sicht immer auch im Kontext globaler und langfristiger Perspektiven gedacht werden.